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Künstliche Intelligenz und Patentschutz: Die neuen Herausforderungen für Unternehmen

Wie KI-Technologien das IP- und Patentrecht revolutionieren und was Unternehmen jetzt tun müssen, um ihre Innovationen zu schützen
Künstliche Intelligenz und Patentschutz: Die neuen Herausforderungen für Unternehmen
Aktuelles
17.09.2024

Künstliche Intelligenz und Patentschutz: Die neuen Herausforderungen für Unternehmen

Wie KI-Technologien das IP- und Patentrecht revolutionieren und was Unternehmen jetzt tun müssen, um ihre Innovationen zu schützen

Disruption durch Künstliche Intelligenz: Neue Herausforderungen für das Patentrecht

Die Künstliche Intelligenz entwickelt sich zunehmend rasanter. Ein rechtlicher Rahmen ist daher elementar für die zukünftige Nutzung.

Stellen Sie sich vor, ein führendes Technologieunternehmen entwickelt eine Künstliche Intelligenz, die eigenständig neue medizinische Behandlungsmethoden erarbeitet. Die KI generiert dabei innovative Lösungen, auf die kein Mensch je gekommen wäre. Doch wer kann diese Innovation patentieren? Der Entwickler der KI? Das Unternehmen, das sie einsetzt? Oder sollte die KI selbst als „Erfinderin“ anerkannt werden? Diese Fragen sind kein Science-Fiction-Szenario, sondern reale rechtliche Herausforderungen, denen sich Unternehmen weltweit stellen müssen. Mit der rasanten Entwicklung von KI-Technologien verschieben sich die Grenzen des geistigen Eigentums – und mit ihnen auch die Spielregeln im Patentschutz.

KI und Patentierbarkeit: Ein neuer Rechtsrahmen ist gefragt

Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen, die KI-Technologien entwickeln, ist die Frage der Patentierbarkeit. Traditionelle Patentgesetze sind oft nicht darauf ausgelegt, die Komplexität und Dynamik von KI zu erfassen. Folgende Aspekte müssen Experten und Unternehmer dabei besonders beachten:

In vielen Rechtssystemen gelten Computerprogramme oder Algorithmen als „nicht-patentierbar“, es sei denn, sie bringen eine technische Lösung für ein technisches Problem. KI-Technologien wie maschinelles Lernen oder neuronale Netzwerke fallen oft in eine Grauzone, da ihre Ergebnisse häufig aus datengetriebenen Prozessen entstehen, die weniger mit einer klar umrissenen technischen Lösung zu tun haben. Unternehmer sollten sich hier frühzeitig rechtlich beraten lassen, um die Patentfähigkeit ihrer Innovationen sicherzustellen.

Der Erfinderbegriff im KI-Zeitalter: Wer hat Anspruch auf das Patent?

Traditionell wird der Mensch als Erfinder angesehen. Doch was passiert, wenn eine KI eigenständig Lösungen generiert, die nicht explizit vom Menschen programmiert wurden? Diese Frage ist rechtlich noch nicht eindeutig geklärt. Unternehmen sollten daher interne Prozesse etablieren, die die Rolle des Entwicklers, des Nutzers und der KI selbst klar definieren, um spätere Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.

Neuheit und erfinderische Tätigkeit: Wie KI die Patentanmeldung verändert

Neben der Frage der Patentierbarkeit müssen Unternehmen auch die Kriterien der Neuheit und der erfinderischen Tätigkeit im Kontext von KI-Technologien neu bewerten.

KI-Systeme können große Mengen an bestehenden Patenten und wissenschaftlicher Literatur analysieren und neue Erkenntnisse daraus generieren. Dies erschwert es, eine wirkliche Neuheit zu beweisen. Unternehmen müssen hier besonders sorgfältig vorgehen, um sicherzustellen, dass ihre Innovationen tatsächlich über den aktuellen Stand der Technik hinausgehen und patentwürdig sind.

Die Rolle von Daten: Schutzgüter neu definieren

Daten sind das Herzstück vieler KI-Anwendungen. Da sie oft nicht durch traditionelle IP-Rechte geschützt sind, müssen Unternehmen alternative Strategien entwickeln, um den Wert ihrer Daten zu sichern. Der Einsatz von Verträgen, Geheimhaltungsklauseln (Non-Disclosure Agreements) und technischen Sicherheitsmaßnahmen sollte integraler Bestandteil jeder IP-Strategie sein.

Praxisbeispiele: Wie Unternehmen ihre KI-Innovationen schützen

DeepMind: KI-Entdeckungen im offenen Zugang – Chancen und Risiken

DeepMind, ein Tochterunternehmen von Google, sorgte mit seinem KI-System AlphaFold für Aufsehen, als es die Struktur von Proteinen vorhersagte – ein Durchbruch, der Jahrzehnte der Forschung abkürzte. Trotz der immensen Bedeutung dieser Entdeckung entschied sich DeepMind, die Ergebnisse öffentlich zugänglich zu machen, was Fragen zum Patentschutz und zur kommerziellen Nutzung aufwarf. Unternehmer sollten abwägen, welche Teile ihrer KI-Innovationen sie patentieren und welche sie öffentlich teilen, um langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern.

IBM: Erfolgreiche Patentierung einer KI-gestützten Chatbot-Technologie

Ein weiteres Beispiel ist IBM, das ein Patent für eine KI-basierte Chatbot-Technologie anmeldete. Der Chatbot kann nicht nur einfache Kundenanfragen beantworten, sondern auch emotionale Reaktionen erkennen und darauf eingehen. IBM konnte den technischen Fortschritt der KI klar definieren und so ein umfassendes Patent sichern. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, die technischen Details einer KI-Innovation genau zu erfassen und argumentativ zu untermauern, um Patentschutz zu erlangen.

Strategien für den erfolgreichen IP-Schutz im KI-Zeitalter

Unternehmen, die KI-Technologien entwickeln oder anwenden, müssen proaktive Strategien entwickeln, um ihre Innovationen zu schützen. Die folgenden Empfehlungen bieten Experten und Unternehmern Orientierung:

  • Frühzeitige Identifikation schutzwürdiger Erfindungen

Arbeiten Sie eng mit erfahrenen Patentanwälten zusammen, um frühzeitig zu identifizieren, welche Teile Ihrer KI-Technologien patentierbar sind. Achten Sie darauf, die technischen Vorteile Ihrer Innovationen klar herauszustellen und eine überzeugende Argumentation für die Patentierbarkeit zu entwickeln.

  • IP- und Datenstrategien koordinieren

Da Daten eine zentrale Rolle für KI spielen, sollten Unternehmen eine klare Datenstrategie entwickeln, die den Schutz dieser Daten sicherstellt. Verträge, interne Richtlinien und technische Sicherheitsmaßnahmen sind hier entscheidend.

  • Erfindungen im KI-Umfeld rechtzeitig melden

Die rasante Weiterentwicklung von KI-Technologien kann dazu führen, dass Innovationen schnell überholt werden. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass schutzwürdige Technologien frühzeitig identifiziert und zur Patentierung angemeldet werden.

  • Überwachung der Rechtsentwicklung

Da sich die Rechtsprechung im Bereich KI und IP laufend weiterentwickelt, ist es für Unternehmen unerlässlich, die Entwicklungen im Auge zu behalten und ihre IP-Strategien entsprechend anzupassen. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit rechtlichen Experten von zentraler Bedeutung.

Sicherer Schutz für Innovationen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in Geschäftsprozesse eröffnet Unternehmen enorme Innovationspotenziale, stellt jedoch gleichzeitig große Herausforderungen im Bereich des IP- und Patentschutzes dar. Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, müssen nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Schutz von KI-Innovationen verstehen, sondern auch proaktive Strategien entwickeln, um ihre Rechte an Technologien und Daten effektiv zu schützen. Durch eine frühzeitige IP-Planung und den Einsatz von erfahrenen Experten können Unternehmen sicherstellen, dass sie sowohl ihre Erfindungen als auch ihre Geschäftsgeheimnisse erfolgreich schützen und ihre Marktstellung stärken.

Bildnachweis: iStock,PhonlamaiPhoto

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Dr. Diana Taubert
European Design Attorney, European Patent Attorney, European Trademark Attorney, Patentanwältin

Mail: info@etl-ip.com


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